Handysucht-bekämpfen

Handysucht und Social Media

Sie gehören zu den beliebtesten und meistgenutzen Apps weltweit. Social-Media-Apps wie Instagram, TikTok oder Facebook haben über die letzten Jahre in allen Altersklassen starken Zuwachs bekommen. Im Jahr 2015 lag die weltweite Anzahl der monatlich aktiven Nutzer von sozialen Netzwerken bei rund 2,08 Milliarden, im Januar 2021 lag sie bereits bei 4,2 Milliarden!

Die Apps ermöglichen eine Kommunikation und Vernetzung der Nutzer untereinander. Es können Inhalte, wie Text, Fotos oder Videos geteilt werden und andere Nutzer können durch einen Like oder Kommentar darauf reagieren. Die immer mögliche Interaktion mit bekannten aber auch völlig fremden Personen weltweit kann das alltägliche Leben der Nutzer stark verändern. 

Es hat seine Gründe, dass gerade Social Media Apps so häufig genutzt werden. Die Apps ermöglichen eine hohe Frequenz an sozialer Interaktion. Man weiß inzwischen, dass positive soziale Interaktion zu einer starken Ausschüttung von Dopamin führt. Dopamin wird auch als Glückshormon bezeichnet und sorgt bei Freisetzung dazu, dass wir uns motiviert und glücklich fühlen. Lässt die Ausschüttung und Wirkung nach, fühlen wir uns schlecht und wollen den nächsten Kick. Ähnlich ist es auch bei anderen Süchten wie dem Zigaretten rauchen. Raucht man eine Zigarette, werden große Mengen Dopamin ausgeschüttet. Dadurch mächte man danach wieder zur Zigarette greifen, selbst dann, wenn man sich beim Rauchen gar nicht gut gefühlt hat. 

Den Herstellern von Social Media Apps ist natürlich bewusst, dass die Nutzung ein Suchtverhalten auslösen kann. Und genau das machen sie sich zu nutze, denn damit eine Social Media Plattform besonders erfolgreich ist, sollten ihre Nutzer sie möglichst häufig und lange nutzen. Je mehr Nutzer die Plattform aktiv nutzen, desto mehr Werbeplätze können an Unternehmen, die auf den Plattformen Werbung schalten wollen, verkauft werden. 

Social Media Apps sind so programmiert, dass man sie die ganze Zeit nutzen will.“

Es gibt mehrere Tricks der großen Technologie-Unternehmen bei den Nutzern die Gewohnheit zu bilden das Smartphone aus der Tasche zu holen:

  • Aktualisieren des Feeds: Bei fast allen Social Media Plattformen bekommt man die neuesten Bilder oder Videos durch ein nach unten ziehen des Screens angezeigt. Diese „Pull to Refresh“ Funktion wird von Tristan Harris, einem ehemaligen Google Entwickler so beschrieben: „Jedes Mal, wenn du hinunterziehst, ist es wie bei einem Spielautomaten, du weißt nicht, was als nächstes kommt. Manchmal ist es ein tolles Foto. Manchmal nur eine Anzeige.“ 

  • Der Gefällt-Mir Button: Durch ein Like setzt unser Belohnungszentrum im Gehirn Dopamin frei. Es wird eine ähnliche Reaktion im Gehirn erzeugt, wie bei ein Kontakt im echten Leben. Neben Likes, sorgen auch neue Follower oder (positive) Kommentare für Bestätigung. Es war nie einfacher anderen Annerkennung zu geben, da ein Klick schon reicht um ein Gefällt-Mir zu verteilen. Das Smartphone ist für die meisten die schnellste und wahrscheinlichste Quelle für soziele Anerkennung. Und genau das führt zur ständigen Nutzung des Smartphones. Selbst wenn man mit seinen Freunden unterwegs ist.

  • Like Wenn wir auf Facebook ein Like und bei Twitter und Instagram ein Herz bekommen, wird in unserem Körper Dopamin ausgeschüttet. Unser Belohnungszentrum im Gehirn wird aktiv – wie das auch beim Glücksspiel, bei Sex oder Drogenkonsum der Fall ist. Man möchte immer mehr davon, es entwickelt sich eine Art Bestätigungsspirale.

  • Push-Notifications: Push-Nachrichten kann man von jeder Social Media App erhalten und viele Nutzer haben diese aktiviert um nichts zu verpassen. Etwas zu verpassen ist eine Angst, die weit in die Menschheitsgeschichte zurückreicht. Früher konnte es lebensbedrohlich sein, zurückgelassen zu werden da man etwas verpasst hat. Die Fear of missing out (FOMO) ist also tief in unserem Gehirn verankert und Social Media Apps nutzen diese durch Push Benachrichtigungen als Trigger. Auch die Zahl die in der Ecke eines App Icons auf dem Home Bildschirm erscheint und die noch nicht angesehenen Nachrichten oder Likes anzeigt, ist beabsichtig in der Farbe Rot, da diese sehr alarmierend wirkt und triggert.

  • Endlose News Feeds: Besonders durch TikTok bekannt, ist die Möglichkeit sich durch einen endlosen Video Feed zu scrollen, in dem man fortlaufen neue Videos sieht, die durch einen Algorithmus sortiert anzusehen sind. Auch auf Instagram, Facebook und YouTube kann man quasi endlos durch die Video und Bilder Feeds scrollen. Durch diese Funktion wird eine App länger genutzt, verstärkt durch den Algorithmus, der anhand des Nutzungsverhaltens potentiell interessante Videos für den Nutzer in die fortlaufende Videoschleife setzt. So ist es vom Nutzer vielleicht gar nicht beabsichtigt ein weiteres Video zu schauen, da es aber sofort nach dem eigentlichen Video abgespielt wird und der Vorliebe des Nutzers entspricht, bleibt dieser dran. 
Handysucht-bekämpfen
Logo
Enable registration in settings - general